Gerne nehmen wir die Gelegenheit wahr, zum aufgelegten Masterplan „Zukunft Bahnhof
Wil“ Stellung zu nehmen.
Das Hauptziel des Masterplans ist die Neugestaltung des Bahnhofplatzes Wil unter
Berücksichtigung aller VerkehrsteilnehmerInnen und zur Optimierung der Abläufe im
öffentlichen Verkehr. In Übereinstimmung mit den Zielen der Agglomerationsprogramme soll
dadurch die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel und des Langsamverkehrs gefördert
werden. Der vorliegende Masterplan enthält Elemente, welche zu diesem Ziel beitragen
können. Gleichzeitig setzt der Plan aber auch die Prioritäten stark im Bereich der Anbindung
des MIV an den Bus- und Bahnverkehr, während dem die Förderung bzw. der Ausbau der
Infrastruktur des Langsamverkehrs im Plan vernachlässigt wird.
Die Autoren gehen davon aus, dass die Entlastung der Strassen in der Umgebung des
Bahnhofs Wil in erster Linie durch die in den Agglomerationsprogrammen vorgesehenen
Ausbauten an der Peripherie von Wil erreicht werden, und lassen ausser Acht, dass der Anteil
des Durchgangsverkehrs im Bahnhofbereich (gemäss der uns bekannten Erhebungen) relativ
klein ist. Folgerichtung müsste ein Masterplan die Nutzung des Langsamverkehrs so
konsequent wie möglich fördern – und nicht z.B. mittels Ausbau der Parkier-Infrastruktur
weitere Anreize zur Nutzung des MIV im Zentrumsbereich schaffen.
Nachstehend finden Sie detaillierte Kommentare zum Bericht:
Massnahmen im Bereich Busverkehr:
Die Neuanordnung der Bushaltestellen und der FWB-Station im Bahnhofplatz erachten wir so
als sinnvoll. Bei der Anordnung der Bushaltestellen ist aber dringend auf eine klar ersichtliche
Führung der Passagiere zu achten. Durch die gegengleiche Parkierung kann die Orientierung
und das Finden des richtigen Busses recht schwierig werden. Die Markierung der einzelnen
Busse (vorne, hinten, und seitwärts) als auch der Haltestellenkanten ist somit so zu
optimieren, dass ein neu ankommender Passagier ‚seinen’ Bus direkt finden kann. Des
weiteren gehen wir davon aus, dass die Umsteigezeiten Bahn<>Bus durch die teilweise
längeren Fusswege grösser werden; dies wird im Bericht nicht angesprochen und müsste bei
der Fahrplangestaltung berücksichtigt werden.
Massnahmen im Bereich MIV:
Die Aufhebung der oberirdischen Parkplätze und die Sperrung der Durchfahrtsmöglichkeit
am Bahnhofplatz sehen wir als sinnvolle Massnahmen zur Attraktivitätssteigerung. Wir sind
aber dezidiert der Ansicht, dass der Ausbau der Parkgarage nicht notwendig und mitunter
sogar kontraproduktiv ist. Mit dem Ausbau des Busangebotes und mit dem Ausbau der Rad-
Infrastruktur wird angestrebt, den Modalsplit zugunsten des LV zu verbessern. Dies sollte
auch zur Folge haben, dass weniger Personen den Personenwagen für die Zufahrt zum
Bahnhof Wil benutzen. Eine Attraktivitätssteigerung durch ein (über-)grosses
Parkplatzangebot läuft somit den Zielen der Agglomerationsprogrammes und der
Verkehrsentlastung entgegen. Ein Umbau der Parkgarage wäre höchstens dann sinnvoll, wenn
die Zufahrten neu unterirdisch und ohne die Querung des Bahnhofplatzes geführt werden
könnten.
Im Bereich des Südbahnhofes sind keine weiteren Massnahmen im Bereich MIV
vorgesehen, obwohl die momentane Situation vor der Post und bei der Zufahrt vor allem zu
Stosszeiten unbefriedigend ist. Eine Anpassung der Verkehrsführung wäre hier zu prüfen,
welche eine einfachere Vorfahrt ermöglicht, während dem das Parkplatzangebot verringert
wird.
Massnahmen im Bereich Radverkehr:
Wesentliche Punkte darin sind:
• zwei unterirdische Velostationen (West und Ost) werden begrüsst
• wo immer möglich sollen auch oberirdische Abstellplätze zur Verfügung gestellt
werden
• der oberirdische Abstellplatz bei der FWB soll erhalten bleiben und der Abstellplatz
bei der Migros soll verbessert werden
• die Zufahrtswege für die Radfahrenden sollen aus allen Richtungen verbindlich
festgelegt und planerisch gesichert werden
• Massnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit des Langsamverkehrs sind zu
planen und umzusetzen
• die Querung des Bahnhofsgeländes für RadfahrerInnen soll sowohl in Ost-West als
auch in Nord-Süd Richtung möglich sein.
• in den „Handlungsfeldern“ muss neben dem stehenden als auch der rollende
Radverkehr adäquat berücksichtigt werden.
Massnahmen im Bereich Siedlungsplanung:
Bei der Siedlungsplanung wird im Bericht grosser Wert auf die städtebaulichen Akzente rund
um den neuen Bahnhofplatz gelegt. Dem etwas weiteren Umfeld wird weniger Beachtung
geschenkt. Zu Berücksichtigen wären insbesondere der Bereich Schulhaus Allee, wo die
Nutzung durch die Schule, das Kino und den Langsamverkehr durch geeignete Gestaltung
optimiert werden könnte. Dies beding auch eine attraktive Gestaltung des gesamten
Alleebereiches als Haupt-Zugangsachse zum Bahnhofareal.
Ebenfalls dringend wäre die Neugestaltung des Südbereiches des Bahnhofes. Dazu
gehören die Treppenaufgänge, der Kreuzungsbereich an der Hubstrasse und auch die südliche
Bahnhofsvorfahrt – im Masterplan ist dazu auch nichts zu finden.
Letztlich ist die Belastung des Westquartiers durch die neue Zubringerachse zum
Bahnhof zu beachten. Diese Achse soll im Bereich der bestehenden 30er Zone so gestaltet
werden, dass Querungen durch Schulkinder und Quartierbewohner weiterhin problemlos
möglich sind, und dass eine Ausweitung des Bahnhofsverkehrs in die Strassen des
Westquartiers verhindert werden kann.
Eine Berücksichtigung dieser Anliegen bei der Überarbeitung des Masterplanes würde uns
freuen und wir sind überzeugt, dass die Wirksamkeit des Projektes so verbessert werden
könnte.
SP Wil
Silvia Ammann
Wil, 12. November 2015