Vor gut einem Monat erinnerten wir uns an die Einführung des Frauenstimmrechts in der Schweiz. Die Tatsache, dass seit diesem Ereignis erst 50 Jahre vergangen sind, ist schlimm genug. Nun belegt eine neue Erhebung, dass die Löhne weiblicher Angestellten durchschnittlich immer noch 19 Prozent unter jenen ihrer männlichen Mitarbeiter liegen. In der finanzstarken Banken- und Versicherungsbranche verdienen die Frauen gar einen Drittel weniger und sogar im öffentlichen Sektor stieg der Lohnunterschied zwischen der letzten und der aktuellen Untersuchung von 16 auf über 18 Prozent. Teilweise lassen sich die Unterschiede erklären, in fast der Hälfte der Fälle bleibt eine Begründung aus. Die offensichtliche Wahrheit bleibt hinter dieser «Unerklärlichkeit» unausgesprochen, was die Hälfte der Bevölkerung vor den Kopf stösst. Rechtliche Konsequenzen für diese Ungerechtigkeiten gibt es keine. Man nimmt es zur Kenntnis und frau verdient «unerklärlicherweise» weiterhin weniger. In meinen Augen ist das nicht «unerklärlich», sondern unverschämt! Um Frauen wirklich zu fördern und voranzubringen, brauchen diese finanzielle Unabhängigkeit. Dass Frauenberufe tendenziell auch noch schlecht bezahlt sind, macht die Situation zu einer vollkommenen Ungerechtigkeit. Frauen leisten zudem die meiste der unbezahlten Care-Arbeit, die für die Wirtschaft von milliardenschwerem Wert ist. Für mich gibt es einen schnellen Weg, wie sich dieser Missstand der «Unerklärlichkeit» beheben liesse. Die Löhne innerhalb eines Unternehmens müssen offen deklariert werden, damit Unterschiede bemerkt und angesprochen werden können. Die heilige Kuh des eisernen Schweigens über Löhne muss endlich geopfert werden zugunsten einer wahren Gleichstellung und Chancengleichheit der Geschlechter.