Ein Fünftklässler fragte mich letztes Jahr, weshalb wir einen Frauentag und keinen Männertag feiern. Was sollte ich ihm antworten, damit er die Relevanz des Tages verstand? «Es geht darum Frauen so sichtbar zu machen, wie die Männer es bereits sind. Ich bin 27 Jahre alt, Primarlehrerin und habe schon oft Situationen erlebt, in denen ich mich unsichtbarer fühlte als ein Mann. So forderten beispielsweise Eltern männliche Lehrpersonen an einem Elternabend, da sie Bedenken hatten, dass eine Frau ihre Jungs unterrichten könnte. Wenn es um Abstimmungsparolen geht, wird mein Partner nach seiner Meinung gefragt, obwohl ich neben ihm stehe und politisch interessierter bin.

Durch das sichtbar machen der Frau können Geschlechterrollen überdacht werden. Wenn ich eine Spielabgrenzung an einem Turnier mit der Akkubohrmaschine abschraube und mir ein Freund sagt: «Wow, ich wusste nicht dass du das kannst.» Dann ist das lieb gemeint, doch weshalb sollte ich das nicht können? Oder die Sexualisierung meines Körpers, durch einen Mann, der mir an der Olma auf den Po schlägt und dabei grinst; als wäre es sein Recht das zu tun.»

So oder so ähnlich fiel meine Antwort aus. Vielleicht abzüglich des letzten Argumentes, doch meine Intuition war die selbe. Ich möchte meine Unsicherheiten, meine Bedürfnisse und meinen Stolz als Frau sichtbar machen. Und geht es nicht in vielen, aktuellen Diskussionen genau um die Unsichtbarkeit der Frau? Denken Sie nur an die momentane AHV-Debatte.

Wichtig hier ist, dass das Sichtbarmachen der Frau nicht das Unsichtbarmachen des Mannes bedingt. Es braucht das Miteinander, um die Sichtbarkeit aller Geschlechter zu realisieren.

Milena Keller Vorstand SP Wil 

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